Synoptische Übersicht:
Auf der Trogvorderseite eines Tiefs über Westeuropa wurde feuchtwarme Luft aus Süd-Südost nach Deutschland transportiert. Vielerorts lagen die Temperaturen über 25°C, im Süden, Westen und in Sachsen teilweise auch über 30°C. Die Taupunkte erreichten verbreitet über 18°C, denn die Luft war stark mit Wasserdampf gesättigt. Die Windscherung war eher moderat.
Während die Richtungsscherung stark ausgeprägt war, erreichte die für organisierte Gewitter maßgeblich entscheidende Geschwindigkeitsscherung nur im Osten und Südosten etwas höhere Werte; war aber ansonsten kaum ausschlaggebend. An der Trogachse entwickelte sich eine Konvergenzlinie, an der in Kombination mit einem sich im Südosten bildenden Bodentief die Hauptgewitteraktivität stattfand.
Demgemäß wurde vorrangig im Lee von Alpen und Erzgebirge mit organisierter Konvektion gerechnet.
Ein abtropfender Trog über Westeuropa förderte unter moderaten Höhenwinden feuchtwarme Luft nach Deutschland, Grafik: wetter3.de
Gewitterentwicklung:
Einzelne verclusterte Gewitter lagen in der Nacht über Baden-Württemberg und Bayern und verlagerten sich unter Abschwächung nach Norden.
Erste neue Zellen bildeten sich am Vormittag über dem Süden, Sachsen und dem Westen. Gegen Mittag entstanden immer mehr Zellen vor allem in Bayern, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Diese zogen sehr langsam, sodass es teilweise zu schweren Überflutungen kam. Durch die etwas stärkere Windscherung im Osten entstanden am Nachmittag teilweise sehr intensive Zellen im Lee des Erzgebirges, während die anderen Gewitter zunehmend verclusterten.
Am frühen Abend hatte sich ein mehr oder weniger zusammenhängendes kräftiges Gewittersystem gebildet, aus dem schon bald ein Mesoskaliges Convectives System (MCS) wurde. Im Westen und Süden, insbesondere am Alpenrand entstanden später weitere kräftige Zellen, die bis zum späten Abend ebenfalls verclusterten. Bis Mitternacht zog das MCS unter Abschwächung nach Polen ab, während ein weiteres MCS, das sich ebenfalls am Abend über Südbayern gebildet hatte, noch bis in die zweite Nachthälfte (06.07.2012) nach Ostbayern weiterzog und sich dort abschwächte.
Letzte Gewitter waren über Baden-Württemberg aktiv.
Rotierende, unwetterträchtige Gewitterzelle am Alpenrand, Foto: Tobias Hämmer
Schäden:
Schäden gab es vor allem durch Orkanböen, Hagel und ergiebige Niederschläge, infolge derer es zu schweren Überflutungen kam. Betroffen waren hierbei vor allem Nordrhein-Westfalen, wo in Dortmund in einem Hörsaal der TU ein Teil der Dachkonstruktion durch Wasser schwer beschädigt wurde; des Weiteren Rheinland-Pfalz, Bayern, Thüringen, Brandenburg und Sachsen.
Schäden nach einem schweren Gewitter im Geraer Stadtgebiet am 05.07.2012, Foto: Markus Weggässer
12h-Niederschläge:
Bad Liebenwerda (Brandenburg): 95,1 l/m²
Sermuth/Pumpwerk (Sachsen): 80,6 l/²
Strauch (Sachsen): 74,0 l/m²
(Quelle: unwetterzentrale.de)
Große Gewitteraktivität über Deutschland innerhalb 24h, Grafik: lightningmaps.org
Presselinks:
Bayern:
http://www.augsburger-allgemeine.de/bayern/Unwetter-Blitzschlag-loest-Tunnelsperre-auf-A96-aus-id20896061.html
Nordrhein-Westfalen:
http://www.wn.de/NRW/2012/07/NRW-Unwetter-laesst-Decke-einstuerzen-Rentner-aus-Auto-gerettet
Rheinland-Pfalz:
Sachsen:
http://www.freiepresse.de/LOKALES/MITTELSACHSEN/ROCHLITZ/Unwetter-sorgt-fuer-Verwuestungen-artikel8034475.php#
http://www.freiepresse.de/BILDERGALERIEN/index.php?gal=14260&bild=1
Thüringen:
http://www.otz.de/web/zgt/leben/detail/-/specific/Grossalarm-in-Gera-nach-Gewittersturm-1577165783