Synoptische Übersicht:
Ein rasch von Frankreich Richtung Nordosten wanderndes Gewittertief sorgte schon in den späten Abendstunden des 17.06.2012 für Warmluftadvektion im Westen Deutschlands und verlagerte seinen Kern im Laufe des 18.06.2012 über die deutschen Küsten hinweg, bis es am Abend über der Ostsee abzog.
Schwergewitterlage für Norddeutschland, Grafik: wetter3.de
In den Mittagsstunden wurde die ohnehin feuchtwarme Luftmasse durch vielerorts ungehinderte Sonneneinstrahlung weiter aufgeheizt, sodass vielerorts sehr hohe Lufttemperaturen über 30°C und auch sehr hohe Taupunkte von mehr als 20°C gemessen wurden.
In der ausgesprochen energiereichen Luftmasse bildete sich eine präfrontale Konvergenz aus, die zur Hauptgewitteraktivität führte. Durch die schnelle Bewegung des Tiefs und den durch die Konvergenz bedingten Windsprung erreichte die Richtungs- aber vor allem Geschwindigkeitsscherung des Windes teilweise sehr hohe Werte.
Da sowohl Scherung als auch Energie der Luftmasse von den meisten Modellen ähnlich simuliert wurden, stand schon relativ früh fest, dass gut organisierte Gewitter im Bereich Mittel- und Nordostdeutschland zu erwarten sind.
Gewitterentwicklung:
Die starke Warmluftadvektion und die hohe Dynamik in der Nähe des Tiefkerns in der Nacht zum 18.06.2012 führte zur Entwicklung einer ersten ausgeprägten Gewitterlinie, die aus Belgien kommend in den Morgenstunden nördlich der Eifel Richtung Nordosten weiterzog und noch bis zur Nordseeküste bestand.
Neben Starkregen zeichnete sie sich vor allem durch eine hohe Blitzaktivität aus, wodurch es im münsterländischen Rheine zu einem Brand kam. Am Mittag wurden erste Gewitterzellen am Erzgebirge ausgelöst, da hier schon recht früh hohe Taupunkte erreicht wurden.
Als am Nachmittag die Konvergenzlinie über Norddeutschland lag, bildete sich rasch eine Kette von Gewittern vom Nördlichen Harzvorland bis nach Mecklenburg-Vorpommern. Die Zellen wiesen durch den starken Höhenwind von mehr als 100km/h eine hohe Zuggeschwindigkeit auf.
Einzelne Zellen bildeten sich auch in Sachsen und Südbrandenburg. Im Laufe des Nachmittags wurde die gesamte Kovergenzlinie konvektiv durchsetzt und bildete eine mehr oder weniger kontinuierliche Gewitterlinie, die rasch in Richtung Ostnordost zog.
Rückseite einer Multizelle bei Gera (TH) am 18.06.2012 - Foto: Markus Weggässer
Verbreitet kam es zu Überschwemmungen, sehr großem Hagel, Orkanböen und örtlich Blitzschlag, vor allem im Norden von Sachsen-Anhalt, in Mecklenburg-Vorpommern, Berlin-Brandenburg und Sachsen.
Am späten Abend zog die Gewitterlinie Richtung Polen ab. Zur gleichen Zeit entwickelte sich in den Alpen ein Gewittercluster, der in der Nacht zum 19.06.2012 nach Baden-Württemberg und Bayern zog.
Blitzverteilung am 18.6. - schön zu sehen die drei Gewitterzonen, Grafik: lightningmaps.org
Presselinks:
Berlin/Brandenburg:
http://www.lr-online.de/regionen/cottbus/Blitzeinschlag-setzt-Merzdorfer-Feuerwehr-in-Brand
http://www.bz-berlin.de/artikel-archiv/so-wuetete-das-unwetter-im-nordosten
Mecklenburg-Vorpommern:
http://www.moz.de/nachrichten/vermischtes/artikel-ansicht/dg/0/1/1025753/
Sachsen-Anhalt:
http://www.volksstimme.de/nachrichten/lokal/burg/849073_Unwetter-Schaeden-entlang-der-Elbe-Kaputte-Vordaecher-und-umgeknickte-Baeume.html