Synoptische Übersicht:

Im Warmsektor eines langsam ziehenden aber kräftigen Tiefs über den Britischen Inseln wurde schwülheiße Luft nach Mitteleuropa befördert. Die Wetterwirksamkeit dieser Luftmasse in der Region begann schon am Mittag des 28.06.2012, was anhand relativ hoher Energiewerte erkennbar war. Im Laufe des 29.06.2012 erfasste diese Luftmasse fast ganz Deutschland und wurde im Laufe des Tages stark aufgeheizt, sodass vielerorts hohe Lufttemperaturen (über 30°C) und hohe Taupunkte (über 20°C) erreicht wurden.

Wetterkarte

Kräftige Südwestströmung mit labiler Luft und ein Bodentief waren der Garant für Gewitter, Grafik: wetter3.de

Es kam zur Bildung einer präfrontalen Konvergenzlinie, an der die Hauptgewitteraktivität stattfand. Durch diese Konvergenzlinie und eine relativ starke Höhenströmung waren gute Voraussetzungen für organisierte Gewitter durch eine hohe Windscherung gegeben.

 

 

Gewitterentwicklung:

Während die ersten Gewitter ab dem Nachmittag des 28.06.2012 vom Saarland her auftraten, entwickelten sich in der recht schwülen Luft mehrere Multizellencluster in der Westhälfte Deutschlands bis in die Morgenstunden des 29.06.2012. Die letzten Gewitter ereigneten sich dabei über der Ostsee und der Schwäbischen Alb.

Zur gleichen Zeit als sich diese auflösten, zog ein erstes Gewittercluster von Luxemburg nach Deutschland. Weitere Zellen entwickelten sich darum und wenige Stunden später hatte sich ein Multizellencluster gebildet, das die Nordhälfte von Rheinland-Pfalz und die Osthälfte von Nordrhein-Westfalen überdeckte. Zur gleichen Zeit gab es einzelne thermische Gewitter in Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern.

Weitere Zellen bildeten sich in Niedersachsen und schon bald wurde aus dem großen Cluster eine durchgehende Linie von Multizellen, die von Nordhessen bis an die Ostsee reichte. Während diese Linie zunehmend unorganisiert wurde, jedoch weiterhin eine hohe Blitzaktivität aufwies, gab es erste Zellentwicklungen am Alpenrand, die bis zum Abend nach Österreich abzogen.

Die Gewitterlinie im Norden zog nach Nordosten und zerfiel langsam, einzelne kurzlebige, teilweise starke Zellen folgten ihr nach.

Am Abend gab es noch einzelne kräftige Entwicklungen mit Superzelle in der Region Unterfranken-Südthüringen.

Blitzortung

Blitzaktivität innerhalb 24h über Deutschland, Grafik: lightningmaps.org

 

Schäden gab es vorwiegend durch schwere Sturmböen und Starkregen vor allem in Nordrhein-Westfalen, Berlin-Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein, wo es u.a. in der Landeshauptstadt Kiel zu Überflutungen kam. Außerdem gab es Häuserbrände (Nordrhein-Westfalen) und vier Tote durch Blitzschlag bei Korbach (Hessen).

 

Links:

Chasingbericht: http://www.wzforum.de/forum2/read.php?8 

Tornadoverdachtsfall: http://forum.skywarn.de/viewtopic.php?f=34&t=9858 

Berlin-Brandenburg: 

http://www.morgenpost.de/berlin-aktuell/article107545346/Gewittersturm-verursacht-Millionenschaden-in-Berlins-Norden.html  

http://www.stern.de/panorama/unwetter-ueber-deutschland-heftige-gewitterfront-verwuestet-haeuser-und-strassen-3417822.html 

Hessen:

http://www.spiegel.de/panorama/blitz-auf-golfplatz-in-waldeck-vierte-frau-stirbt-a-842435.html 

Mecklenburg-Vorpommern:

http://www.welt.de/newsticker/dpa_nt/regioline_nt/hamburgschleswigholstein_nt/article107337751/Baeume-umgestuerzt-Bahnstrecke-Hamburg-Berlin-gesperrt.html 

Nordrhein-Westfalen:

http://www.ksta.de/koeln/wetter-400-einsaetze-nach-unwetter-3964480 

Schleswig-Holstein:

http://www.abendblatt.de/region/schleswig-holstein/article108236617/Heftige-Regenfaelle-im-Norden-Feuerwehr-im-Grosseinsatz.html 

http://www.welt.de/newsticker/dpa_nt/regioline_nt/hamburgschleswigholstein_nt/article107612910/Unwetter-verwuestet-Campingplatz.html

 

   
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