Synoptische Übersicht:
Ein ausgedehnter Tiefdruckkomplex mit Kern über Südskandinavien sorgte am Ende eines teilweise schon recht frühlingshaften März 2015 für Turbulenzen. Zwischen diesem und einem starken Azorenhoch, welches sich etwas Richtung europäisches Festland bewegte, kam es zu einem deutlichen Luftdruckunterschied. Dieser wurde mehr und mehr mit der Ankunft von zwei Teiltiefs verstärkt, die stormabwärts am Rande des Tiefdruckkomplexes vom Nordmeer über die Ostsee ins Baltikum zogen. Das Zweite bekam den Namen Niklas, welches als stärkstes Orkantief der letzten Jahre in Erinnerung bleiben wird.
Quelle: wetter3.de
Sturmentwicklung ab 29.3.2015
Bereits in der Nacht vom 29.3.2015 auf den 30.3.2015 kam es im Zuge des ersten Randtiefs zu Sturmböen in ganz Deutschland. An der Vorderseite gab es vor allem größere Mengen an Niederschlag. Die Kaltfront des Tiefs erreiche Deutschland in den Abendstunden des 29.3.2015 und überquerte Deutschland bis zum Morgen des 30.3. Diese war oftmals gewittrig durchsetzt - im Bereich dieser Schauer und Gewitter gab es auch die stärksten Böen.
Das Niederschlagscomposit zeigt deutlich die Strukturen des Tiefdruckgebietes mit seinem Zentrum über Nordostdeutschland und der Kaltfront quer über der Mitte.
Am 30.3. kam es nach Höhenkaltluftschauern tagsüber mehr und mehr zur Wetterberuhigung.
Diese hielt allerdings nicht lange an, da das zweite Randtief (Niklas) über dem Nordmeer schon auf dem Weg Richtung Deutschland war. So verstärkten sich die Luftdruckgegensätze mit der ankommenden, stark ausgeprägten Warmfront in der Nacht auf den 31.3.2015 schnell. Das Sturmfeld lag bis zum Mittag mit Ausnahme von Nordostdeutschland quer über dem Land. Die stärksten Böen wurden hierbei im Süden Deutschlands gemessen - hiervon war vor allem das Alpenvorland betroffen. Der Messwert von 140km/h in Altenstadt in Südbayern (keine Bergstation) ist hierbei besonders bemerkenswert. Doch auch in den anderen Regionen gab es verbreitet Böen über 100km/h. Eine Kaltfront des Tieddruckgebietes war selbst nicht deutlich auszumachen, vielmehr floss an der Rückseite des Tiefs die Kaltluft in mehreren Schüben ins Land. So gab es erwartungsgemäß im gesamten Kaltluftsektor des Tiefdruckgebietes zahlreiche Schauer und Gewitter, welche ihren Beitrag zu den heftigen Winden beitrugen (Herabmischen des Höhenwindes in leicht labiler Luftschichtung).
Zum späteren Abend erfasste dann schließlich auch ein kleineres, aber starkes Sturmfeld an der Rückseite des Tiefzentrums Nordostdeutschland und sorgte auch dort für orkanartige Böen.
Die Gewitteraktvität setzte sich überraschenderweise in der Nacht auf den 1. April fort und konnte sich sogar noch etwas verstärken. Dementsprechend hoch war auch die Blitzdichte (s. Karte: 31.3.2015 6UTC +24h; Quelle: lightningmaps.org)